Im ersten Artikel habe ich für euch beschrieben, wie mein Wunsch, mich selbständig zu machen und ein Unternehmen zu gründen entstanden ist. In diesem Beitrag geht es um die ersten Schritte auf dem Weg zum eigenen Geschäft.
Das es nicht einfach werden würde, war mir von Anfang an klar. Es gab schon in der Gründungsphase Schwierigkeiten, die ich so nicht erwartet hatte.
Sprechen wir zuerst über die Person des Unternehmers. Es ist ganz wichtig, dass man sich bewusst entscheidet, in welchem Bereich man gründen möchte und ob man alle notwendigen Ressourcen und eine gehörige Portion Leidenschaft dafür mitbringt.
Meiner Überzeugung nach muss man für eine Sache „brennen“! Die Selbständigkeit nur zu versuchen, vielleicht um einer Arbeitslosigkeit zu entgehen, halte ich für einen schlechten Motivationsgrund. Die Vielzahl der gescheiterten „Ich-AG“ Gründungen, die vor einigen Jahren über die Arbeitsagentur initiiert wurden, sind ein trauriger Beweis für verschwendetes Geld und vor allem für verschwendete Lebensenergie.
Wenn dieser Entschluss getroffen ist kann man sich Gedanken über die ersten Schritte machen.
Die erste Herausforderung war für mich, mir zu überlegen wie ich meinen Laden strategisch positionieren möchte. Die Antworten auf diese Fragen sind besonders bedeutend, weil man sie nicht mehr so schnell korrigieren kann, wenn man losgelaufen ist. Hier waren folgende Fragen für mich besonders wichtig:
-Wo soll der Laden sein? (Standort/Lage)
-Welche Kunden möchte ich besonders ansprechen?
-Mit welchen Lieferanten möchte ich arbeiten?
-Wie kann ich mich vom Wettbewerb abgrenzen?
Um diese Fragen beantworten zu können, würde ich jedem empfehlen, einen Businessplan zu schreiben. Vorlagen hierfür gibt es bei jeder Geschäftsbank, die solche Vorhaben finanziert. Auch wenn man keine Finanzierung durch eine Bank braucht, sollte man einen Businessplan für sich erstellen. Der Zwang, alles vorher genau zu durch denken hilft einem, die gröbsten Fehler zu vermeiden.
Ich hatte hier keine Wahl. Mit 22. Jahren hatte ich nicht das nötige Budget um einen Umbau, die Ladeneinrichtung und erste Ware aus eigener Tasche zu bezahlen. Eine überschlägige Rechnung hat hier ein Invest von ca. 250.000 Euro ergeben, eine Summe, die mich erst mal einige Nächte nicht mehr hat schlafen lassen!
Ich war also auf die Finanzierung einer Bank angewiesen.
Beim schreiben eines Businessplans ist es gut, wenn man sich Unterstützung holt. In meiner Ausbildung habe ich das Schreiben eines Businessplans nie gelernt. Ich wusste also zunächst nicht, wie man so etwas aufbaut. In meinem Fall habe ich eine Art Fragebogen von meiner Hausbank erhalten, an welchem ich mich orientieren konnte. Diese Struktur und die anschließenden Fragen meines Beraters bei der Bank haben mir sehr geholfen, das Unternehmen mit all seinen Chancen und Risiken zu durch denken.
Bevor ich mit dem Businessplan loslegen konnte, um ihn der Bank vor zu legen,musste ein passendes Ladenlokal gefunden werden. Für jeden Standort musste ein neuer Businessplan erstellt werden, da sich bei jedem Standort die Kosten- und Konkurrenzsituation anders darstellte. Etwas passendes zu finden war gar nicht einfach!
Mit 22 Jahren ist man für viele Vermieter eine unsichere Partie. So habe ich viele Absagen auf Mietanfragen bekommen. Nach der 5. Absage war ich dann schon etwas frustriert. Manche Makler haben sich nach der Besichtigung gar nicht mehr gemeldet, obwohl das Objekt noch monatelang frei war. Ich wollte endlich loslegen. Da mein Lebensmotto „immer einmal öfter aufstehen als man hingefallen ist“ nicht zum Aufgeben passt, habe ich mich nach jeder Absage wieder aufgerappelt und weiter gesucht.
Im nach hinein haben sich die vielen Absagen als großes Glück herausgestellt. Ich wäre sonst nie an die alte Hofapotheke gekommen, deren einmaliges historisches Ambiente zu einer meiner USP (unique selling proposition) geworden ist. Dafür war anfangs viel Fantasie notwendig, um sich in der historischen Ruine ein modernes Optikergeschäft vorstellen zu können. Dazu aber später mehr.
Ein für mich völlig unerwartetes Problem war, dass viele Hersteller und Lieferanten am Anfang nicht mit mir arbeiten wollten. Erst bei genauerem nach fragen nach dem „Warum“ habe ich erfahren das „Kollegen“ viel Energie und Zeit investiert haben um mir einige Marken zu blocken. Die Optikerszene ist sehr überschaubar und die Außendienstmitarbeiter fungieren oftmals als Nachrichtenbörse. Somit war meinen künftigen Mitwettbewerbern schon frühzeitig klar, dass ich ein Optikergeschäft in Erlangen eröffnen will. Im Klartext: Ich hatte nicht die Marken die ich wollte und die ich für die Ausrichtung meines Unternehmens im hochwertigen Bereich auch dringend brauchte!
Könnt ihr euch vorstellen wie sich das anfühlt? Ihr habt nun endlich ein passendes Lokal, die Finanzierung war nach langem Hin und Her endlich in der Tasche – also scheinbar alles startbereit.
Und dann…
Ich habe damals alle Lieferanten der Marken die ich haben wollte angerufen und bei fast allen habe ich zunächst einmal ein Absage auf meine Anfrage erhalten. Ein ziemliches „Brett“,wenn in wenigen Monaten die Eröffnung sein soll und die Umbaumaßnahmen im Laden schon im vollen Gange sind und sich das Konto immer weiter leert.
Nur durch lange Verhandlungen und Überzeugungskraft konnte ich diesen Zustand ändern. Ich war ja ein „No Name“ und konnte nur durch mein schlüssiges Konzept überzeugen. Hier kann ich euch nur raten, informiert euch über die rechtliche Lage und scheut euch nicht in harte Verhandlungen zu gehen. Meine Erfahrung hier war, dass man Lieferanten durch Hartnäckigkeit durchaus beeindrucken kann.
Jetzt habe ich das Glück, durch die vielen Berichte, die inzwischen über die Optikmeisterei in verschiedenen Fachzeitschriften erschienen sind, viele Hersteller direkt auf mich zukommen, weil sie ihre Marken in der Optikmeisterei präsentieren wollen. Dadurch kann ich ein exklusives und ausgefallenes Sortiment anbieten.
Wenn ihr vor einer Gründung steht oder mit dem Gedanken spielt euch Selbständig zu machen, kann ich euch nur empfehlen, gebt nicht auf! Es werden viele Herausforderungen auf euch zukommen.
Auch bei bürokratischen Dingen sollte man sich Hilfe holen. Ich habe direkt bei der Stadt angerufen und gefragt, welche Genehmigungen etc. ich benötige. Hilfe kann man sich hier auch bei Handwerks- oder Handelskammern holen, die Gründungsberatungen in der Regel kostenlos anbieten.
Das wars für heute, ich wünsche Euch eine erfolgreiche Zeit.
Eure Eva
Kommentar verfassen